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Es geht um viel Schotter.

Der entschlossene Widerstand gegen Schottergrube in Seekirchen hat sich formiert.

Im Ortsteil Ried in Seekirchen formiert sich Widerstand gegen die geplante Einrichtung einer Schottergrube. Die Anrainer befürchten dadurch Schmutz und Lärm, der Gemeinderat beschloss eine Resolution gegen den Plan. Das Projekt ist eingereicht, die Verhandlung fand am 3. März statt. 17 Jahre lang soll auf ca. vier Hektar in weniger als 60 Metern Abstand zu den ersten Häusern der Siedlung Schotter abgebaut werden. Die Anrainer zeigen Geschlossenheit und Widerstand, reichten mehr als 100 Einsprüche bei der Behörde ein und gründeten einen Verein (Infos unter www.bi-gruenberg.at). Am 6. Juli wurde für die Sendung Bürgeranwalt des ORF gedreht.

Es geht um viel Schotter, auch im übertragenden Sinn. "Schotter" klingt viel unspektakulärer als "Ölquelle" oder "Goldader", ist aber erstens in Österreich recht alltäglich und zweitens erstaunlich lukrativ. Im Schotterabbau steckt sehr viel Geld. Sicheres Geld. Das wäre an und für sich noch kein Grund zur Aufregung. Wenn aber Profit gegen Natur und Lebensqualität antritt, gegen Sicherheit und Gesundheit, stellt sich die Frage, wo die Grenzen zwischen "öffentlicher Notwendigkeit" (Stellungnahme der Wirtschaftskammer) und "Bürgerrechten" zu ziehen sind.

Felix Schmidhuber, der mit seinen Plänen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte, hat diese Grenze für sich in einem rechtlichen Schlupfloch gefunden. Anders wäre die vorgeschriebene Mindestgrenze in Österreich (300 Meter - die in vielen Einzelverfahren durch manche höchstgerichtliche Entscheidungen erweitert wurde) nicht auf 55 Meter zu reduzieren gewesen. Die vorgelegten Gutachten für die Einreichung erwiesen sich auch als äußerst befremdlich: Der Referenzwert für die Windmessung wurde in Eugendorf bei der Feuerwehr gemessen, direkt im Ort, nahezu immer windstill, während in Grünberg immer Windbewegung ist. Dasselbe Modell für die Messung der Luftqualität - hier wurde als Referenzwert jener im Seekirchner Ortskern genommen, ein neuralgischer Verkehrspunkt. Eine leicht durchschaubare Taktik, um die Steigerungsquote negativer Werte durch den Schotterabbau so gering wie möglich zu halten.

Aber abgesehen von den betroffenen Häusern am Siedlungsrand ergeben sich noch weitere dramatische Belastungen. Die enormen Gefahren, die durch den Schwerverkehr bei Ab- und Zufahrt entstehen, allen Bedenken voran die Angst um die Schulkinder der Siedlung, die genau auf diesem Weg zu Bahn und Bus gehen müssen und bei unzumutbaren Engstellen einer (Lebens-)Gefahr ausgesetzt werden. Dazu kommen noch Lärm-, Feinstaub- und Abgas-Emissionen, die durch den Schwerverkehr entstehen. Die bestehenden Straßen für Zu- und Abfahrt der LKWs sind nur für Belastung von max. 16 Tonnen ausgelegt. Für den Straßenerhalt ist die Gemeinde zuständig, die Reparatur der Straßen kommen also die Bürger auf.

Die gesundheitlichen Belastungen, die durch erhöhte Feinstaubemissionen, Erschütterungen und Lärmbelästigungen hervorgerufen werden. Besonders die Staubniederschläge in der Nachbarschaft von Schottergruben sind hinreichend bekannt. Staub wird im oberen Atmungsweg gefiltert, gelangt nicht in die Lunge. Mineralische Inhaltsstoffe und Schwermetalle können trotzdem gesundheitliche Probleme verursachen. Dr. Arnold Ennemoser (Kematen in Tirol), der sich mit der Belastung durch den Schotterabbau und der Verkehrsbelastung befasst hat, betont, dass der Feinstaub insbesondere für Kinder gefährlich ist. "Kinder brauchen im Verhältnis zum Körpergewicht zehn Mal mehr Luft als Erwachsene. Feinstaub schädigt nicht nur die Lungen, sondern gelangt durch die Lunge in die Blutbahn und kann im Blut nachgewiesen werden. Feinstaub kann bei Kindern auch das Gehirn schädigen und wirkt sich auch negativ auf Embryonen aus."

Auch die Natur muss bluten. 4,5 Hektar Wald und Grünland werden vollständig abgetragen und eine Höhe von 18 Meter bzw. 540.000 m3 abgebaut. Ein Wald wird abgeholzt und aus Grünland wird Bergbaugebiet. Das Oberflächenwasser wird in ein Becken eingeleitet und zur Reinigung des abgebauten Schotter verwendet. Die Abwässer daraus werden dann wieder in das Biotop Aschgraben ableitet und in der Folge in das Fischgewässer Fischach. Wie sich das auf die Artenvielfalt auswirkt, ist fatal. Unter der geplanten Bergbaustraße befindet sich eine alte Sondermülldeponie, die wie früher üblich, einfach (unverdichtet) zugeschüttet wurde. Die darin befindlichen Autos, Kühlschränke etc. sollen nun als Untergrund für die Bergbaustraße dienen. Durch die geplante Belastung durch 40-Tonner ist ein Nachgeben des Untergrunds zu befürchten und damit die Kontamination des Grundwassers, des Biotops Aschgraben und damit auch der Fischach.

Die Fischach mündet bei Bergheim in die Salzach, eines mehrerer Indizien, dass es sich bei der Causa "Schottergrube Grünberg" um kein rein lokales Phänomen handelt. Feinstaubwolken haben die Eigenschaft, sich über viele Kilometer zu bewegen, bei ungünstigen Windverhältnissen wird der Nachbarort Eugendorf stark betroffen sein, ebenso andere Ortsteile Seekirchens wie z.B. Schreiberg, die auf einer "Ausweichroute" liegen, sollten andere Straßen wegen Tonnage-Beschränkungen nicht befahrbar sein.

Die Anrainer werden - auch durch den Rückhalt durch Bügermeisterin und der Gemeindevertretung bestärkt - den Widerstand unter Ausschöpfung aller Mittel weiter ausbauen. Es geht um mehr als Schotter. Schotter und Profit dürfen nicht wichtiger sein als Gesundheit, Natur und Lebensqualität. Das würde das Erbe jener Bürger und politischen Persönlichkeiten, die für diese Werte seit Jahrhunderten gekämpft haben, in den Schmutz ziehen. Wortwörtlich.